Warum bin ich Kulturentwickler, und warum schrieb ich dieses Buch?

Weichenstellungen

Zwei Begebenheiten waren ausschlaggebend für den Wechsel in den Bereich des Coachings und der Kulturentwicklung:

1. die Seminare von Heinz Kaegi, die ich vor 30 Jahren für meinen Arbeitgeber organisierte und an denen ich als Organisator auch teilnahm. Als externer Trainer brachte er das Prinzip «From hard work to heart work» (von harter Arbeit zu Herzensarbeit) rein und öffnete mir damit die Türen zum neuen Paradigma.
2. die burnoutähnlichen Zustände in meiner Funktion als Geschäftsleiter einer Organisation im Hilfswerkbereich, wo ich nach drei Jahren in dieser Leitungsposition wie gelähmt an meinem Schreibtisch sass, völlig energielos, ein Schatten meiner selbst. Dies führte zu meiner Kündigung und einem halbjährlichen Sabbatical in Lateinamerika – und zu einer fundamentalen Neuorientierung.

Nach meiner Rückkehr heuerte ich bei einer Managementtrainingsfirma an und durfte am eigenen Leib erleben, wie sich eine Kultur der Augenhöhe anfühlt. Dank dem Genius von Sven Stecher, der die Kampfkunst Aikido zu einer Trainingsmethode machte. Go with the Flow!

 

Meine Arbeit mit Kunden und die Firma Semco in Sao Paulo

In meiner Arbeit mit Kunden war immer der Wunsch da, das Problem an der Wurzel zu packen: nicht nur Führungskräfte auszubilden, sondern die Kultur der Firma zu verändern. Aber ich musste feststellen, dass die Konzernleitungen mit anderen Dingen beschäftigt sind und der Kultur nicht den ihr gebührenden Stellenwert geben - und dass sich die übermächtigen Konzernstrukturen mit ihrer Hierarchie und Zahlenlogik kaum bewegen lassen. Und da erfuhr ich von Ricardo Semlers Firma Semco und dass es also Unternehmen gibt, die Selbstorganisation schon seit vielen Jahren mit durchschlagendem Erfolg praktizieren! Daraufhin stürzte ich mich voll ins Thema und erforschte das neue Paradigma in der Tiefe. Und als geborener Praktiker liess ich sogleich all dies Neue in meine Arbeit mit Kunden einfliessen. Aber meistens war der Boden für diese Saat nicht bereit, und so stand ich da mit dem Wissen, dass es möglich ist, und meinen Konzernkunden, die dafür nicht offen waren. Also suchte ich empfängliche Kunden, und das sind eben nicht unter börsennotierte Konzerne, sondern KMU: kleine und mittelständischer Betriebe. Nach einer Präsentation in einem Kreis von Unternehmern kamen gleich mehrere Firmeninhaber zu mir, um eine Kulturtransformation in Angriff zu nehmen. Aussagen wie «Ich will, dass die Leute in meiner Firma keine Angst mehr haben, das zu sagen, was sie denken» oder «ich möchte meinen Nachfolgern ein Unternehmen übergeben, das ohne Chef funktioniert» zeigten mir: Es gibt wirklich Inhaber, die für die hierarchiefreie Kultur bereit sind! Mit perfekten Beweggründen, um die Kulturreise in Angriff zu nehmen.

 

Ein Buch!

Und dann kam der Impuls: diese ermutigenden Erkenntnisse müssen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden! Die Ergebnisse meiner Forschungen einerseits und meine jahrelangen Erfahrungen in der praktischen Anwendung mit Kunden andererseits. Und das spiegelt sich im Aufbau dieses Buches wider:

• im ersten Teil des «Wozu» beleuchte ich den Weg vom alten ins neue Paradigma - mit dem entsprechenden Weltbild, den Studien und Analogien.
• im zweiten, praktischen Teil beschreibe ich, wie es funktioniert: Die konkrete Methode, die sich aus meiner Praxis herauskristallisierte.
• im dritten Teil gehe ich auf reale Vorbilder erfolgreicher Unternehmen ein, die in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt sind.

Niemand, der das Buch gelesen hat, soll länger im Glauben leben, dass es hierarchiefreie Unternehmen nicht geben könne! Ich möchte in der Arbeitswelt noch viel umfassender bekanntmachen, dass das neue Paradigma einen grossen Gewinn für Unternehmen, für die arbeitstätigen Menschen und für die ganze Gesellschaft verspricht, und den dazu notwendigen und anspruchsvollen Transformationsprozess nach besten Kräften unterstützen.